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Glutenhaltiges Getreide

Ernährung & Gesundheit

Glutenhaltiges Getreide (u.a. Weizen, Roggen, Gerste, Hafer und Dinkel) und ihre Wirkung

1. November 2018

Glutenhaltige Getreide werden in großen Mengen konsumiert. Weizen zählt weltweit zu den Grundnahrungsmitteln, das fast 50% unseres täglichen Kalorienbedarfs abdeckt. Es gibt verschiedene Ursachen, der Weizen- bzw. Glutenunverträglichkeit; oft ist eine eindeutige Identifikation schwierig. Neben einer Autoimmunerkrankung, der Zöliakie, gibt es die Gluten-Sensivität, aber auch die Weizenallergie.

Die Weizenallergie ist eine Reaktion des Immunsystems gegen Eiweißstoffe, die in Weizen enthalten sind. Es gibt drei verschiedene Routen, wie es zu einer Sensibilisierung gegen Weizeneiweißstoffe kommen kann: Inhalation von Weizenbestandteilen, Hautkontakt oder über das Essen von Weizen. Die Symptome können von Asthma und Rhinitis über Hautreaktionen und Magen-Darm-Problemen bis zum anaphylaktischen Schock reichen. Diese Allergie ist nicht nur bei Kindern weit verbreitet, Weizenallergie ist auch häufig bei Erwachsenen.

Zöliakie kann in jedem Lebensalter auftreten. Etwa 1% der Mitteleuropäer leidet an Zöliakie. Die Zöliakie ist eine Autoimmunerkrankung, welche bei Menschen mit einer genetischen Bereitschaft durch Zufuhr des im Getreide enthaltenen Klebereiweißes (Gluten) auftritt und zur Schädigung der Dünndarmschleimhaut und in der Folge oft zu äußeren Krankheitszeichen führt. Bei Kindern sind dies vor allem Gedeihstörung, abnorme Stühle und verschiedene Mangelerscheinungen. Bei Erwachsenen sind die Krankheitszeichen oft untypisch, zB, Blähungen, Stuhlunregelmäßigkeiten, Blutarmut durch Eisenmangel (Eisenmangelanämie), gehäufte Fehlgeburten oder Osteoporose. Neben diesen typischen und atypischen Verläufen gibt es auch PatientInnen, die völlig beschwerdefrei sind.

Die Diagnose der Zöliakie wird einerseits aus dem Blut durch Antikörperbestimmung gestellt: die sogenannten Endomysialen Antikörper (EMA) und die Anti-Gewebs-Transglutaminase-Antikörper (tTGA) sind typischerweise erhöht. Zusätzlich müssen bei einer Spiegelung (Gastroskopie) kleinste Gewebsstückchen aus dem Dünndarm entnommen werden (Dünndarmbiopsie) und im Mikroskop untersucht werden, um die Dünndarmschädigung nachweisen zu können.

Die einzige derzeit verfügbare Behandlung der Zöliakie ist das Weglassen der krankmachenden Substanz, also eine lebenslange streng glutenfreie Ernährung. Mit dieser Diät sollte erst dann begonnen werden, wenn die Diagnose der Zöliakie gesichert ist.

Es gibt Menschen, die weder eine Zöliakie noch eine Weizenallergie haben, aber trotzdem Beschwerden entwickeln, wenn Sie Gluten-hältige Speisen essen.

 Dies wird als Glutensensitivität (im Englischen: „Non Coeliac Gluten Sensitivity“ abgekürzt als „NCGS“) bezeichnet. Die Beschwerden beim NCGS sind mannigfaltig und reichen von Magen-Darm Beschwerden wie Blähungen, Bauchschmerzen, Durchfall bis hin zu Müdigkeit, Kopf- , Muskel-, oder Gelenksschmerzen, Taubheitsgefühl, Hautausschlag, Depression und Angst. Um das Krankheitsbild des NCGS gibt es viele Kontroversen.

Weizen enthält neben Gluten eine Reihe von anderen Eiweißen, zB alpha-Amylase/Trypsin Inhibitoren (ATIs). Diese ATIs könnten ebenfalls für Beschwerden beim NCGS verantwortlich sein.

Weizen und Roggenprodukte haben außerdem oft einen hohen Gehalt an sogenannten FODMAPs (Fermentierbare Oligo-, Di-, und Monosaccharide und Polyole), zB in Form von Fruktanen. FODMAPs sind eine Gruppe von Kohlenhydraten, die unter anderem auch in Laktose (Milchzucker), Fruktose (Fruchtzucker), aber auch in Sorbit und Mannit (zB künstliche Süßstoffe) vorhanden sind. Getreideprodukte mit niedrigem FODMAP Gehalt sind meistens auch glutenfrei (zB auf Reis- oder Mais – Basis).

Es gibt daher eine große Überlappung des NCGS mit dem sogenannten „Reiz-Darm-Syndrom“ (RDS). Das RDS ist eine sehr häufige Erkrankung, die bis zu 15% der Bevölkerung betrifft und  bei der trotz chronischer Magen-Darm Beschwerden keine organische Ursache gefunden werden kann. Eine FODMAP-arme Ernährung führt nachweislich bei bis zu 74% der Menschen mit RDS zu einer Besserung der Beschwerden.

Um die Diagnose einer NCGS zu stellen sind somit mehrere Schritte erforderlich: Erstens müssen eine Zöliakie und Weizenallergie definitiv ausgeschlossen werden. Zweitens müssen FODMAPs als Auslöser von Beschwerden ausgeschlossen werden. Drittens sollte beim NCGS das Weglassen von Gluten innerhalb von Stunden oder Tagen zur Besserung und die Wiedereinnahme von Gluten zu Wiederauftreten der Beschwerden führen.

Quelle: MedUni Wien

 

Bildquelle: https://www.facebook.com/perciuleacphoto/

 

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