Allergien nehmen in der westlichen Welt immer mehr zu und betreffen mittlerweile fast jeden dritten Menschen in Europa, bleiben jedoch nahezu unbehandelt.
Nach der Hygienehypothese ist dies zum Teil auf eine „zu saubere“ Umwelt bzw. einen urbanen Lebensstil zurückzuführen.
Vor allem zwei Faktoren machen den bekannten Bauernhofeffekt gegen Allergien aus.
Der erste Faktor ist die Bauernhofluft: Studien zeigen, dass das Aufwachsen auf dem Bauernhof vor Heuschnupfen, Asthma oder anderen allergischen Reaktionen schützen kann. Als Faktor in der Kuhstallluft wurden bisher bakterielle Komponenten wie Acinetobacter woffii, Lactococcus lactis, N-glycolylneuraminsäure oder Endotoxin in Verbindung gebracht.
Der zweite Faktor ist der Genuss von unverarbeiteter Milch:
Unterschiedlichste Faktoren in der unverarbeiteten Milch können einen potentiellen Allergieschutz hervorrufen z.B. bovinem TGF-beta, IL-10, IgG, microRNS, ungesättigten Fettsäuren, Oligosaccharide und viele mehr werden diskutiert. Der Schutz der Milch kann durch simples Abkochen und durch industrielle Milchverarbeitung zunichte gemacht werden. Der Einsatz von Rohmilch kann jedoch nicht empfohlen werden, da sie krankmachende Mikroorganismen enthält und ihr Verzehr daher ein hohes gesundheitliches Risiko birgt.
Eine besondere Rolle spielt das Milchprotein Beta-Lactoglobulin (BLG). BLG ist aber auch ein Hauptallergen der Milch. Es könnte aber auch ein Allergenschutz sein. Eine besondere Eigenschaft dieses Proteins ist es, dass es andere Verbindungen wie z.B. Fettsäuren, Vitamin A, verschiedene Pflanzenpigmente. Polyphenole oder Flavonoide binden kann. Dabei spielt auch Eisen eine besondere Rolle. Dadurch wird das Immunsystem mit essentiellen Mineralien, Vitaminen und Antioxidantien versorgt. Damit werden wesentliche Beiträge zur Unterstützung des Immunsystems und zur immunologischen Toleranz und Allergieprävention geleistet.
Studien in Mausmodellen oder humanen Zelllinien zeigten, dass BLG nur dann zum Allergen wurde, wenn es nicht mit diese Substanzen beladen wurde.
Eine industrielle Milchverarbeitung kann zur Zerstörung der Proteinstruktur und zur Entfettung der Milch führen und somit ein natürliches Schutzprinzip untergraben.
Literatur: Allergieschutz durch Kuhmilch, Nutrition News, Nr.4, 2020
In der MARTHA Studie wird der Effekt von unverarbeiteter Milch und Allergien untersucht.
Die MARTHA-Studie ist Teil des Konsortiums “A World Without Asthma” (AWWA), Dieses Konsortium wurde unter Führung der niederländischen Lungenstiftung „Lung Foundation- LongFonds“ ins Leben gerufen. Diese Patientenorganisation sucht nach grundlegenden Lösungen für die Patienten, die an Asthma und anderen Lungenerkrankungen leiden. Zu diesem Zweck wurde LONGFONDS | Accelerate gegründet: Ein internationales Forschungsprogramm, das anerkannte Wissenschaftler, Ärzte, Lungenpatienten und Sozialpartner zusammenbringt. Gemeinsam arbeiten sie alle für ein Ziel: den schnellen medizinischen Durchbruch in der Asthmaforschung. Die Bauernkinderstudien haben übereinstimmend gezeigt, dass Kinder, die regelmäßig Rohmilch trinken, vor Asthma, Allergien und Atemwegsinfekten geschützt sind. Die MARTHA-Studie überprüft nun diese Beobachtung, indem sie Kleinkinder vergleicht, die per Zufall zwei verschiedenen Gruppen zugeteilt werden.