All Posts By

Otmar Höglinger

Ernährung & Gesundheit

Der Bauernhof und Kuhmilch als Allergieschutz

4. April 2021

Allergien nehmen in der westlichen Welt immer mehr zu und betreffen mittlerweile fast jeden dritten Menschen in Europa, bleiben jedoch nahezu unbehandelt.

Nach der Hygienehypothese ist dies zum Teil auf eine „zu saubere“ Umwelt bzw. einen urbanen Lebensstil zurückzuführen.

Vor allem zwei Faktoren machen den bekannten Bauernhofeffekt gegen Allergien aus.

Der erste Faktor ist die Bauernhofluft: Studien zeigen, dass das Aufwachsen auf dem Bauernhof vor Heuschnupfen, Asthma oder anderen allergischen Reaktionen schützen kann. Als Faktor in der Kuhstallluft wurden bisher bakterielle Komponenten wie  Acinetobacter woffii, Lactococcus lactis, N-glycolylneuraminsäure oder Endotoxin in Verbindung gebracht.

 

 

Der zweite Faktor ist der Genuss von unverarbeiteter Milch:

Unterschiedlichste Faktoren in der unverarbeiteten Milch können einen potentiellen Allergieschutz hervorrufen z.B. bovinem TGF-beta, IL-10, IgG, microRNS, ungesättigten Fettsäuren, Oligosaccharide und viele mehr werden diskutiert.  Der Schutz der Milch kann durch simples Abkochen und durch industrielle Milchverarbeitung zunichte gemacht werden. Der Einsatz von Rohmilch kann jedoch nicht empfohlen werden, da sie krankmachende Mikroorganismen enthält und ihr Verzehr daher ein hohes gesundheitliches Risiko birgt.

Eine besondere Rolle spielt das Milchprotein Beta-Lactoglobulin (BLG). BLG ist aber auch ein Hauptallergen der Milch. Es könnte aber auch ein Allergenschutz sein. Eine besondere Eigenschaft dieses Proteins ist es, dass es andere Verbindungen wie z.B. Fettsäuren, Vitamin A, verschiedene Pflanzenpigmente. Polyphenole oder Flavonoide binden kann. Dabei spielt auch Eisen eine besondere Rolle. Dadurch wird das Immunsystem mit essentiellen Mineralien, Vitaminen und Antioxidantien versorgt. Damit werden wesentliche Beiträge zur Unterstützung des Immunsystems und zur immunologischen Toleranz und Allergieprävention geleistet.

Studien in Mausmodellen oder humanen Zelllinien zeigten, dass BLG nur dann zum Allergen wurde, wenn es nicht mit diese Substanzen beladen wurde.

Eine industrielle Milchverarbeitung kann zur Zerstörung der Proteinstruktur  und zur Entfettung der Milch führen und somit ein natürliches Schutzprinzip untergraben.

 

 

Literatur: Allergieschutz durch Kuhmilch, Nutrition News, Nr.4, 2020

 

In der MARTHA Studie wird der Effekt von unverarbeiteter Milch und Allergien untersucht.

www.martha-studie.de

Die MARTHA-Studie ist Teil des Konsortiums “A World Without Asthma” (AWWA), Dieses Konsortium wurde unter Führung der niederländischen Lungenstiftung „Lung Foundation- LongFonds“ ins Leben gerufen. Diese Patientenorganisation sucht nach grundlegenden Lösungen für die Patienten, die an Asthma und anderen Lungenerkrankungen leiden. Zu diesem Zweck wurde LONGFONDS | Accelerate gegründet: Ein internationales Forschungsprogramm, das anerkannte Wissenschaftler, Ärzte, Lungenpatienten und Sozialpartner zusammenbringt. Gemeinsam arbeiten sie alle für ein Ziel: den schnellen medizinischen Durchbruch in der Asthmaforschung. Die Bauernkinderstudien haben übereinstimmend gezeigt, dass Kinder, die regelmäßig Rohmilch trinken, vor Asthma, Allergien und Atemwegsinfekten geschützt sind. Die MARTHA-Studie überprüft nun diese Beobachtung, indem sie Kleinkinder vergleicht, die per Zufall zwei verschiedenen Gruppen zugeteilt werden.

Wissenschaft

Gemüse und Obst reduziert das Risiko für chronische Erkrankungen

3. April 2021

Eine Ernährung, die reich an Obst und Gemüse ist, trägt dazu bei, das Risiko für zahlreiche chronische Erkrankungen zu senken, die zu den häufigsten Todesursachen gehören, darunter Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Krebs.

Für eine kürzlich veröffentlichte Studie fassten die Forscher auch Daten zum Verzehr von Obst und Gemüse und zum Tod aus 26 Studien zusammen, die etwa 1,9 Millionen Teilnehmer aus 29 Ländern und Territorien in Nord- und Südamerika, Europa, Asien, Afrika und Australien umfassten.

 

 

Die Analyse aller Studien, mit einer Gesamtheit von mehr als 2 Millionen Teilnehmern, ergab:

– Der Verzehr von etwa fünf Portionen Obst und Gemüse täglich war mit dem geringsten Sterberisiko verbunden. Der Verzehr von mehr als fünf Portionen war nicht mit einem zusätzlichen Nutzen verbunden.

– Der Verzehr von etwa zwei Portionen Obst und drei Portionen Gemüse pro Tag war mit der höchsten Lebenserwartung verbunden.

– Im Vergleich zu den Teilnehmern, die zwei Portionen Obst und Gemüse pro Tag verzehrten, hatten Teilnehmer, die fünf Portionen Obst und Gemüse pro Tag verzehrten, ein um 13 % geringeres Risiko, an allen Ursachen zu sterben; ein um 12 % geringeres Risiko, an Herz-Kreislauf-Erkrankungen, einschließlich Herzkrankheiten und Schlaganfall, zu sterben; ein um 10 % geringeres Risiko, an Krebs zu sterben; und ein um 35 % geringeres Risiko, an Atemwegserkrankungen wie der chronisch obstruktiven Lungenerkrankung (COPD) zu sterben.

 

 

– Nicht alle Lebensmittel, die man als Obst und Gemüse bezeichnen könnte, boten den gleichen Nutzen. Zum Beispiel: Stärkehaltige Gemüsesorten wie Erbsen und Mais, Fruchtsäfte und Kartoffeln waren nicht mit einem verringerten Risiko für den Tod durch alle Ursachen oder bestimmte chronische Krankheiten verbunden.

– Andererseits zeigten grünes Blattgemüse, einschließlich Spinat, Salat und Grünkohl, sowie Obst und Gemüse, das reich an Beta-Carotin und Vitamin C ist, wie Zitrusfrüchte, Beeren und Karotten, Vorteile.

Dong D. Wang, Yanping Li, Shilpa N. Bhupathiraju, Bernard A. Rosner, Qi Sun, Edward L. Giovannucci, Eric B. Rimm, JoAnn E. Manson, Walter C. Willett, Meir J. Stampfer, Frank B. Hu. Fruit and Vegetable Intake and Mortality: Results From 2 Prospective Cohort Studies of US Men and Women and a Meta-Analysis of 26 Cohort Studies. Circulation, 2021; DOI: 10.1161/CIRCULATIONAHA.120.048996

 

Wissenschaft

Schon moderate Mengen an Zucker erhöhen die Fettsynthese

2. April 2021

Achtzig Gramm Zucker täglich, das entspricht etwa 0,8 Litern eines normalen Softdrinks, kurbelt die Fettproduktion in der Leber an. Und die überaktive Fettproduktion hält über einen längeren Zeitraum an, auch wenn kein Zucker mehr konsumiert wird.

Vierundneunzig gesunde junge Männer nahmen an der Studie teil. Sie nahmen sieben Wochen lang täglich ein mit verschiedenen Zuckerarten gesüßtes Getränk zu sich, während die Kontrollgruppe dies nicht tat. Die Getränke enthielten entweder Fruktose, Glukose oder Saccharose (Haushaltszucker, der eine Kombination aus Fruktose und Glukose ist). Die Forscher verwendeten dann Tracer (markierte Substanzen, die auf ihrem Weg durch den Körper verfolgt werden können), um die Wirkung der zuckerhaltigen Getränke auf den Fettstoffwechsel zu analysieren.

 

 

Fruktose und Saccharose verdoppeln die Fettproduktion über die Nahrungsaufnahme hinaus

Insgesamt nahmen die Teilnehmer nicht mehr Kalorien zu sich als vor der Studie, da das zuckerhaltige Getränk das Sättigungsgefühl erhöhte und sie deshalb ihre Kalorienaufnahme aus anderen Quellen reduzierten. Dennoch beobachteten die Forscher, dass Fruktose einen negativen Effekt hat: Die körpereigene Fettproduktion in der Leber war in der Fruktose-Gruppe doppelt so hoch wie in der Glukose-Gruppe oder der Kontrollgruppe – und das war auch noch mehr als zwölf Stunden nach der letzten Mahlzeit oder dem Zuckerkonsum der Fall.  Besonders überraschend war, dass der Zucker, den wir am häufigsten konsumieren, Saccharose, die Fettsynthese etwas stärker ankurbelte als die gleiche Menge an Fruktose. Bisher ging man davon aus, dass Fruktose solche Veränderungen am ehesten verursacht.

 

 

Entwicklung einer Fettleber oder Diabetes wahrscheinlicher

Eine erhöhte Fettproduktion in der Leber ist ein wichtiger erster Schritt bei der Entwicklung von Volkskrankheiten wie Fettleber und Typ-2-Diabetes. Aus gesundheitlicher Sicht empfiehlt die Weltgesundheitsorganisation, den täglichen Zuckerkonsum auf etwa 50 Gramm, besser noch auf 25 Gramm zu begrenzen.

Quelle:

Bettina Geidl-Flueck, Michel Hochuli, Ágota Németh, Anita Eberl, Nina Derron, Harald C. Köfeler, Luc Tappy, Kaspar Berneis, Giatgen A. Spinas, Philipp A. Gerber. Fructose- and sucrose- but not glucose-sweetened beverages promote hepatic de novo lipogenesis: A randomized controlled trial. Journal of Hepatology, 2021; DOI: 10.1016/j.jhep.2021.02.027

Ernährung & Gesundheit

Pistazien und Walnüsse senken Triglyceride und LDL-Cholesterin

2. April 2021

Kardiovaskuläre Erkrankungen sind Ursache für ca. 30% aller Todesfälle. Um das kardiovaskuläre Risiko zu senken spielt die Modifikation der Ernährung eine bedeutende Rolle. In dieser Hinsicht ist vor allem die Senkung von Blutfetten wie Triglyceride (TG), Gesamtcholesterin (TC) und LDL-Cholesterin wichtig. Günstige Lebensmittel sind dabei in erster Linie Vollkornprodukte, Obst, Gemüse, Hülsenfrüchte, Fisch, Milchprodukte und Nüsse.

Nüsse sind reich an ungesättigten Fettsäuren und liefern daneben auch reichlich Ballaststoffe, Phytosterole und Polyphenole. Vorangegangene Studien haben gezeigt, dass der Konsum von Nüssen die Senkung des Gesamt- und LDL-Cholesterins unterstützen kann. Unklar sind hingegen die unterschiedlichen Effekte der einzelnen Nusssorten auf die Blutfette.

Ziel der vorliegenden Meta-Analyse von randomisierten, klinischen Studien war die Untersuchung der unterschiedlichen Effekte verschiedener Nussarten auf die Blutfette.

Herangezogen wurden dafür 34 Studien mit insgesamt 1677 Probanden, die den Einfluss von 2 oder mehr der folgenden Nussarten auf Blutfette wie Triglyceride, LDL- und HDL-Cholesterin sowie TC untersuchten: Ernährung reich an Walnüssen, Pistazien, Haselnüssen, Cashewnüssen oder Mandeln.

Hinsichtlich der Reduktion der Triglyceride zeigte die Pistazien-reiche Ernährung die besten Ergebnisse. Auch die Walnuss-reiche Ernährung zeigte gute Ergebnisse.

Auch hinsichtlich der Reduktion des LDL-Cholesterin zeigte die Pistazien-reiche  bzw. Walnuss –reiche Ernährung die besten Ergebnisse.

Was das Gesamtcholesterin betrifft zeigte ebenfalls die Pistazien-reiche Ernährung die besten Ergebnisse gefolgt von einer Walnuss-reichen Ernährung.

Das HDL-Cholesterin wurde nicht beeinflusst.

Tipps über Produkte und Ernähungstrends

Proteinreiche Ernährung-Forschung

6. Dezember 2020

Die Ergebnisse einer neuen Studie deuten darauf hin, dass proteinreiche Ersatznahrung eine vielversprechende Ernährungsstrategie zur Bekämpfung der steigenden Adipositasrate darstellt. Insbesondere liefert die Studie weitere Belege dafür, dass Diäten mit einem höheren Proteinanteil einen metabolischen Vorteil gegenüber einer Diät bieten könnten, die aus der gleichen Anzahl Kalorien, aber mit einem geringeren Proteinanteil.

 

 

 

Nach Angaben der Weltgesundheitsorganisation hat sich die Fettleibigkeit seit 1975 weltweit fast verdreifacht. Im Jahr 2016 zum Beispiel wurden mehr als 1,9 Milliarden Erwachsene als übergewichtig eingestuft. Davon waren mehr als 650 Millionen fettleibig. Da Adipositas mit einer höheren Inzidenz von Diabetes, Herz-Kreislauf-Erkrankungen und einigen Krebsarten in Verbindung gebracht wird, hat der Anstieg ihrer Inzidenz zu einem weltweiten öffentlichen Gesundheitsnotstand geführt.

 

 

Totale Diätersatzprodukte, d.h. Lebensmittel mit vollständiger Nährstoffzusammensetzung, die die gesamte Ernährung für einen bestimmten Zeitraum ersetzen sollen, sind zu immer beliebteren Strategien zur Bekämpfung der Adipositas geworden. Eine weitere beliebte Strategie zur Gewichtskontrolle sind proteinreiche Diäten, die nachweislich die Gewichtsabnahme und -erhaltung fördern, indem sie unser Sättigungsgefühl, den Energieverbrauch und die Fähigkeit, fettfreie Masse zu erhalten oder zu erhöhen, steigern. Zusammengenommen kann die Kombination eines vollständigen Diätersatzes mit einer proteinreichen Diät eine vielversprechende Strategie zur Gewichtskontrolle sein. Tatsächlich sind mehrere proteinreiche Produkte zur Ersetzung der Gesamtnahrung für die Verbraucher weithin verfügbar. Die Frage ist, ob sie funktionieren.

 

 

Das ist die Kernfrage, mit der sich die Autoren von „A High-Protein Total Diet Replacement Increases Energy Expenditure and Leads to Negative Fat Balance in Healthy, Normal-Weight Adults“, veröffentlicht im American Journal of Clinical Nutrition, befassen. In ihrer Studie verglichen die Autoren die Auswirkungen eines proteinreichen totalen Ernährungsersatzes mit denen einer Kontrolldiät, einer typischen nordamerikanischen Diät, auf ausgewählte Komponenten des Energiestoffwechsels.

Um ihr Experiment durchzuführen, rekrutierten die Autoren eine Gruppe gesunder, normalgewichtiger Erwachsener zwischen 18 und 35 Jahren über Anzeigen an Schwarzen Brettern an der Universität von Alberta, Kanada. Die Probanden wurden dann nach dem Zufallsprinzip in eine von zwei Gruppen eingeteilt: Eine Gruppe erhielt den proteinreichen Gesamtnahrungsersatz, der aus 35% Kohlenhydraten, 40% Protein und 25% Fett bestand. Die zweite Gruppe, die Kontrollgruppe, erhielt eine Diät mit der gleichen Kalorienzahl, jedoch bestehend aus 55% Kohlenhydraten, 15% Protein und 30% Fett, ein typisch nordamerikanisches Ernährungsmuster. Die Teilnehmer erhielten die vorgeschriebenen Diäten über einen Zeitraum von 32 Stunden, während sie sich in einer Stoffwechselkammer befanden.

 

Verglichen mit dem nordamerikanischen Standarddiätmuster zeigten die Ergebnisse dieser stationären Stoffwechselbilanzstudie, dass der Austausch der proteinreichen Gesamtnahrung zu „höherem Energieverbrauch, erhöhter Fettoxidation und negativer Fettbilanz“ führte. Insbesondere liefern die Ergebnisse der Studie einen weiteren Beweis dafür, dass eine Kalorie nicht nur eine Kalorie ist. Das heißt, dass eine Diät mit einem höheren Anteil an Protein im Vergleich zu einer Diät, die aus der gleichen Anzahl von Kalorien besteht, aber einen geringeren Anteil an Protein sowie einen höheren Anteil an Kohlenhydraten oder Fett aufweist, zu einem Anstieg des Energieverbrauchs und der Fettoxidation führen kann.

 

Oliveira CLP, Boulé NG, Sharma AM, Elliott SA, Siervo M, Ghosh S, Berg A, Prado CM. A high-protein total diet replacement increases energy expenditure and leads to negative fat balance in healthy, normal-weight adults. Am J Clin Nutr, 2020 DOI: 10.1093/ajcn/nqaa283

Wissenschaft

Gefilterter Kaffee reduziert das Herzinfarktrisiko!

15. August 2020

Die erste Studie, die den Zusammenhang zwischen Kaffeebrühverfahren und dem Herzinfarkt- und Todesfallrisiko untersuchte, kam zu dem Schluss, dass gefilterter Kaffee am sichersten ist.

Ungefilterter Kaffee enthält Substanzen, die den Cholesterinspiegel im Blut erhöhen. Die Verwendung eines Filters entfernt diese und macht Herzinfarkte und vorzeitigen Tod weniger wahrscheinlich.

 

 

Kaffee ist weltweit eines der beliebtesten Getränke und das am häufigsten verwendete Stimulans. Vor etwa 30 Jahren entdeckte Professor Thelle, dass Kaffeetrinken mit einem erhöhten Gesamtcholesterinspiegel und dem „schlechten“ LDL-Cholesterin in Verbindung gebracht wurde – und zwar in einem solchen Ausmaß, dass es wahrscheinlich schädliche Folgen für die Herzgesundheit haben würde. Experimente identifizierten die schuldigen Substanzen im Kaffee und stellten fest, dass sie mit einem Filter entfernt werden konnten. Eine Tasse unfiltrierten Kaffees enthält etwa die 30-fache Konzentration der lipidbildenden Substanzen im Vergleich zu gefiltertem Kaffee.

 

 

Zwischen 1985 und 2003 wurde eine repräsentative Stichprobe der norwegischen Bevölkerung in die Studie aufgenommen: 508.747 gesunde Männer und Frauen im Alter von 20 bis 79 Jahren. Die Teilnehmer füllten einen Fragebogen über die Menge und Art des konsumierten Kaffees aus. Es wurden auch Daten über Variablen gesammelt, die sowohl den Kaffeekonsum als auch Herzkrankheiten beeinflussen könnten, so dass diese in der Analyse berücksichtigt werden konnten. Zum Beispiel Rauchen, Bildung, körperliche Aktivität, Grösse, Gewicht, Blutdruck und Cholesterin.

Die Teilnehmer wurden durchschnittlich 20 Jahre lang beobachtet. Insgesamt starben 46.341 Teilnehmer. Davon waren 12.621 Todesfälle auf Herz-Kreislauf-Erkrankungen zurückzuführen. Von den kardiovaskulären Todesfällen wurden 6.202 durch einen Herzinfarkt verursacht.

 

 

Insgesamt ist das Kaffeetrinken keine gefährliche Gewohnheit. Tatsächlich war das Trinken von gefiltertem Kaffee sicherer als gar kein Kaffee zu trinken. Im Vergleich zu keinem Kaffee war der Genuss von gefiltertem Kaffee mit einem um 15% geringeren Risiko verbunden, an irgendeiner Ursache während der Nachsorge zu sterben. Bei Todesfällen aufgrund von Herz-Kreislauf-Erkrankungen war gefilterter Kaffee mit einem um 12% geringeren Sterberisiko bei Männern und einem um 20% geringeren Sterberisiko bei Frauen verbunden, verglichen mit keinem Kaffee. Die geringste Mortalität war bei Konsumenten von 1 bis 4 Tassen Filterkaffee pro Tag zu verzeichnen.

Die Substanzen die durch das Filter zurückgehalten werden heißen Kahweol und Cafestol.

Aage Tverdal, Randi Selmer, Jacqueline M Cohen, Dag S Thelle. Coffee consumption and mortality from cardiovascular diseases and total mortality: Does the brewing method matter? European Journal of Preventive Cardiology, 2020; 204748732091444 DOI: 10.1177/2047487320914443

Wissenschaft

Proteinreiche Ernährung

15. August 2020

Die herkömmliche Zufuhrempfehlung von Proteinen für Erwachsene beträgt 0,8 g Protein pro kg Körpergewicht pro Tag. Bei einer proteinreichen Ernährungsweise werden >0,8 g Protein pro kg Körpergewicht pro Tag konsumiert.

Bedeutung von Proteinen 

Proteine sind essentielle Bausteine des Lebens. Sie sind Makromoleküle, die meist aus tausenden Bausteinen, den Aminosäuren, bestehen. Polypeptide oder Peptide sind kleinere Proteine. Im Körper erfüllt der Makronährstoff zahlreiche Funktionen. So katalysieren sie als Enzyme biochemische Reaktionen, als Hormone helfen sie Zellen miteinander zu kommunizieren und als Antikörper sind sie Teil des Immunsystems. Kollagen und Keratin sind beispielsweise Strukturproteine und fungieren somit als Bestandteile von Zellmembranen und Stabilisatoren unseres Gewebes. Aktin und Myosin ermöglichen die Beweglichkeit der Muskulatur. Proteine wirken außerdem noch bei Transportprozessen, der Blutgerinnung und vielen weiteren Abläufen mit.

 

 

Auswirkung einer proteinreichen Ernährungsweise

Körperzusammensetzung

Verschiedene Studien konnten feststellen, dass bei ausgewählten Probanden durch eine proteinreiche Ernährungsweise mit entsprechender Kalorienzufuhr (in Kombination: mit/ohne isolierte verzweigtkettige Aminosäuren (BCAAs); mit Ballaststoffen; regelmäßigen Krafttraining) die Fettmasse abnahm und die Muskelmasse zunahm.Eine hyperkalorische, proteinreiche Ernährung (4,4 g Protein/kg/Tag) in Kombination mit Krafttraining trägt nicht zu einer Fettmassenzunahme sowie Veränderungen des Körpergewichts oder der Muskelmasse bei.

Knochengesundheit

Eine Studie berichtet, dass die Metabolisierung von Proteinen zu Säuren eine metabolische Azidose verursachen kann, welche die Funktion von Osteoblasten beeinträchtigt und die Lebensdauer von Osteoklasten verlängert. Eine erhöhte Knochenresorption könnte bei proteinreichen Diäten zu einer ernsteren Osteoporose führen.Nahrungsprotein kann aber auch dazu beitragen die Knochenmasse während des Gewichtsverlusts zu erhalten, indem es den insulinähnlichen Wachstumsfaktor 1 (IGF-1), einen wirksamen Stimulator des Knochenanabolismus stimuliert und die intestinale Kalziumabsorption erhöht. Eine proteinreiche, milchreiche Ernährung kann dazu beitragen, den Knochenverlust während des Gewichtsverlusts zu mildern. Proteinquelle und Proteinmenge sind wichtige Faktoren, die die Knochengesundheit während des Gewichtsverlusts beeinflussen können. 

Eine erhöhte Proteinzufuhr soll Calciumverluste über den Urin verstärken und somit die Knochengesundheit negativ beeinflussen. Durch eine beeinträchtigte Kalziumhomöostase kann die Knochenmineraldichte abnehmen. Klinische und epidemiologische Daten stützen jedoch nicht das Konzept.

 

 

 Nierenfunktion

Eine höhere Proteinaufnahme moduliert die hämodynamische Nierenfunktion, indem sie den Nierenblutfluss und den intraglomerulären Druck erhöht, was zu einer höheren glomerulären Filtrationsrate (GFR) führt, während eine Erhöhung des Nierenvolumens und -gewichts auftreten kann. Eine glomeruläre Hyperfiltration kann zusammen mit der daraus resultierenden Erhöhung der Albuminausscheidung im Urin langfristig schädliche Folgen für die Niere und andere Organe haben. Experimentelle Studien haben gezeigt, dass eine glomeruläre Verletzung durch einen Anstieg des intraglomerulären Drucks und Flusses zu einer fortschreitenden glomerulären Schädigung und Sklerose führen kann. Während die GFR kurzfristig ansteigen kann, kann es durch eine langfristig hohe Proteinaufnahme zu Nierenschäden und abnehmender Nierenfunktion kommen.  

Wiederum gibt es Belege, dass eine proteinreiche Diät bei älteren Patienten mit Prä-Diabetes nicht mit einer verminderten Nierenfunktion verbunden war.

Eine proteinreiche Ernährung ruft signifikante Veränderungen der Nierenfunktion und der Nierengesundheit hervor. So konnten Erhöhungen der glomerulären Filtrationsrate (GFR), des Serumharnstoffes, der Calciumausscheidung im Urin und der Serumkonzentrationen von Harnsäure festgestellt werden. Die meisten dieser Veränderungen könnten als physiologischer Anpassungsmechanismus interpretiert werden. Ein Anstieg der Serumharnsäurekonzentrationen kann durch eine erhöhte Aufnahme von purinreichen Lebensmitteln aus tierischen Quellen erklärt werden.

 

 

Stoffwechsel

Außerdem kann eine proteinreiche Ernährung die LDL-, Gesamtcholesterol-, Gesamttriglyceridspiegel und den HOMA-Index (Homeostasis Model Assessment) bei Patienten mit Diabetes mellitus Typ II signifikant senken, was darauf hindeutet, dass eine proteinreiche Ernährung die Insulinresistenz und den Lipidstoffwechsel verbessern kann. Die effektive Verwendung proteinreicher Diäten zur Vorbeugung und Behandlung von Diabetes wird nahegelegt. Nahrungsproteine stimulieren die Sekretion von Insulin und verbessern die Funktion der Pankreas-β-Zellen. Diese Funktionen hängen mit der Zusammensetzung der Aminosäuren zusammen.Protein hat einen thermischen Effekt der Nahrung (TEF) von ungefähr 19–23 %, während der TEF von Kohlenhydraten ungefähr 12–14 % beträgt. Eine proteinreiche Mahlzeit löst daher einen 30 % höheren TEF als eine proteinarme Mahlzeit ausKlicken oder tippen Sie hier, um Text einzugeben.. Die erhöhte Thermik der Verdauung und Oxidation von Proteinen ist mit einem höheren Energieaufwand für die Desaminierung, Glukoneogenese und Harnstoffsynthese verbunden. Durch eine proteinreiche Diät mit Krafttraining konnten positive Veränderungen des Taillen- sowie Hüftumfangs, des Blutzucker-, Adiponektin- und Leptinspiegels bei übergewichtigen und fettleibigen weiblichen Personen erreicht werden.

 Der höhere Sättigungseffekt der Proteine kann durch den Anstieg der Plasmaaminosäurekonzentration in der Nachabsorptionsphase in Kombination mit der erhöhten Sekretion von Sättigungshormonen wie Cholecystokinin, Glucagon-ähnlichem Peptid und Peptid Tyrosin-Tyrosin und der verringerten Ausschüttung des Hungerhormons Ghrelin erklärt werden.

Proteinreiche Diäten reduzieren die oxidativen Stressmarker Malondialdehyd und Proteincarbonyle, führen bei Diabetikern zu einer verringerten Konzentration der von Fettgewebe sekretierten Biomarker Chemerin und Progranulin. Ein Anstieg des nitrosativen Stressmarkers Nitrotyrosin, der mit Veränderungen des Nüchterninsulins und der Insulinresistenz zusammenhängt, wurde ebenso erkannt. Proteindiäten weisen demnach ein hohes Potenzial zur Modulation entzündlicher Biomarker auf.

 

 

Darmgesundheit

Im Falle der proteinreichen Diät kann der erhöhte Transfer von stickstoffhaltigen Verbindungen im Dickdarm die Zusammensetzung sowie Diversität der Mikrobiota, Stoffwechselaktivität und schließlich die Produktion von bakteriellen Metaboliten verändern. Es kommt zu einer erhöhten Übertragung von Nahrungsproteinen in den Dickdarm. Freigesetzte Aminosäuren werden in die bakteriellen Proteine eingebaut oder führen zu einer Vielzahl von metabolischen Endprodukten, die wiederum in den Blutkreislauf übertragen werden. So konnte eine verringerte Häufigkeit von nützlichen Bakterien wie Bifidobacterium oder E. Rectale sowie den Butyratproduzenten Roseburia und Anaerostipes festgestellt werden. Butyrat ist für die Aufrechterhaltung der Darmbarrierefunktion und der Homöostase der Dickdarmschleimhaut von wesentlicher Bedeutung. Eine positive Entwicklung gibt es hinsichtlich der Anwesenheit des bakteriellen Metaboliten Indol in der Dickdarmschleimhaut, der für die Aufrechterhaltung der epithelialen Barrierefunktion wesentlich ist. Auch wurde eine gesteigerte Anwesenheit von Lactobacillus, Lactococcus und Streptococcus festgestellt.

 Klinische und experimentelle Studien weisen darauf hin, dass Ernährungsumstellungen die luminale Umgebung des Dickdarms verändern und möglicherweise Auswirkungen auf die Darmschleimhaut haben können.

 

 

Zusammenfassung von Studien über proteinreiche Ernährung

Studie Beobachtete Effekte in Vergleich zur Kontrollgruppe Makronährstoff-verteilung Dauer
Effect of a high protein diet and/or resistance exercise on the preservation of fat free mass during weight loss in overweight and obese older adults: a randomized controlled trial (2017) um 1,1 % niedrigerer Verlust der fettfreien Masse

um 1,1 % höherer Gewichtsverlust

 

Protein: 21,2 %

KH: 43,3 %

Fett: 30,6 %

 

Kontrollgruppe:

Protein: 19 %

KH: 46 %

Fett: 31 %

10 Wochen

+ Krafttraining

Effect of a high-protein, high-fiber diet plus supplementation with branched-chain amino acids on the nutritional status of patients with cirrhosis (2018) Verbesserung der Glukosetoleranz, des oxidativen Stresses und Entzündungsmarker; Zunahme der Muskelmasse; Abnahme der Fettmasse

um 5,2 % höhere Trizeps-Hautfaltendicke

um 5,1% niedrigerer Mittelarmmuskelumfang

Protein: 1,2 g/kg/Tag

+BCAA

 

Kontrollgruppe:

Protein: 1,2 g/kg/Tag

 

6 Monate
A high-protein diet, not isolated BCAA, is associated with skeletal muscle mass index in patients with gastrointestinal cancer (2020) Verbesserung Skelettmuskelmassenindex Protein: > 1,2 g/kg/Tag

KH: 50 %

11 Monate
High protein consumption in trained women: bad to the bone? (2018) Keine nachteiligen Auswirkungen auf Knochenmineraldichte oder Knochenmineralgehalt Protein: 37 %

KH: 33 %

Fett: 30 %

 

Kontrollgruppe:

Protein: 23 %

KH: 43 %

Fett: 34 %

6 Monate
Effects of plant and animal high protein diets on immune-inflammatory biomarkers: A 6-week intervention trial (2020) Senkung Chemerin, Progranulin; Erhöhung TGF-ß1 Protein: 30 %

KH: 40 %

Fett: 30 %

6 Wochen
High-Protein Diet Containing Dairy Products is Associated with Low Body Mass Index and Glucose Concentrations: A Cross-Sectional Study (2019) Verbesserung des BMI, Taillenumfangs, Trizeps-Hautfaltendicke, Blutzuckerspiegel Protein: 17 %

KH: 39 %

Fett: 21 %

3 Monate
Energy-restricted, high-protein diets more effectively impact cardiometabolic profile in overweight and obese women than lower-protein diets (2017)

 

 

 

Verbesserung der Lipoproteinspiegel, Insulinresistenz, Lipid- und Glucosestoffwechsels; höherer Fettmassenverlust

um 2,5% höherer Gewichtsverlust

um 2,3 % höherer Verlust an Taillenumfang

um 7,8% höherer Verlust an Fettmasse

Protein: 35 %

KH: 35 %

Fett: 30 %

 

 

Kontrollgruppe:

Protein: 20 %

KH: 50 %

Fett: 30 %

 

6 Monate
Effects of Adherence to a Higher Protein Diet on Weight Loss, Markers of Health, and Functional Capacity in Older Women Participating in a Resistance-Based Exercise Program (2018) besseres Management von Blutzucker- und Appetit-bedingten Hormonen

um 2,1% höherer Gewichtsverlust

um 4,6% höherer Verlust an Fettmasse

um 0,25 % niedrigerer Verlust an Knochenmineralgehalt

um 2,3% höhere Abnahme des Hüftumfangs

Protein: 22 %

KH: 45 %

Fett: 32 %

 

Kontrollgruppe:

Protein: 18 %

KH: 52 %

Fett: 32 %

 

14 Wochen
Microbiota Stability and Gastrointestinal Tolerance in Response to a High-Protein Diet with and without a Prebiotic, Probiotic, and Synbiotic: A Randomized, Double-Blind, Placebo-Controlled Trial in Older Women (2020) Verringerung Bifidobacterium, E. Rectale, Butyratproduzenten;

Erhöhung Indol, Lactobacillus, Lactococcus, Streptococcus

Protein: 30 %

KH: 46 %

Fett: 27 %

18 Wochen
Comparison of the Effects of 52 Weeks Weight Loss With Either a High-Protein or High-Carbohydrate Diet on Body Composition and Cardiometabolic Risk Factors in Overweight and Obese Males (2012) Verbesserung der kardiometabolischen Risikofaktoren (Gesamtcholesterin, LDL, HDL, Triglyceride, Insulin, Blutdruck, C-reaktives Protein)

um 1 % höherer Gewichtsverlust

um 6,2 % höherer Verlust an Körperfettmasse

um 1 % höherer Verlust an Taillenumfang

 

Protein: 35 %

KH: 40 %

Fett: 25 %

 

Kontrollgruppe:

Protein: 20 %

KH: 47 %

Fett: 28 %

12 Monate
Effects of a high-protein/low carbohydrate versus a standard hypocaloric diet on adipocytokine levels and insulin resistance in obese patients along 9 months (2019) Abnahme Insulin, HOMA-IR, Fettmasse, Leptin

um 1,4% niedrigerer BMI

um 0,7% höherer Gewichtsverlust

Protein: 36 %

KH: 34 %

Fett: 33 %

 

Kontrollgruppe:

Protein: 20 %

KH: 53 %

Fett: 27 %

 

9 Monate
Effects of diets high in animal or plant protein on oxidative stress in individuals with type 2 diabetes: A randomized clinical trial (2020) Abnahme Retinol, Alpha- und Gamma-Tocopherol, Verbesserung des oxidativen Stresses, Erhöhung der nitrosativen Stressmarker Protein: 30 %

KH: 40 %

Fett: 30 %

6 Wochen
High-protein energy-restricted diets induce greater improvement in glucose homeostasis but not in adipokines comparing to standard-protein diets in early-onset diabetic adults with overweight or obesity (2019) um 1,2% höhere BMI-Abnahme

um 3,5 % höherer Verlust an Fettmasse

um 1 % niedrigerer Verlust an fettfreier Masse

Verbesserung der Glukosehomöostase (HOMA-IR, Nüchternplasma-Insulinkonzentration)

Protein: 35%

KH: 35%

Fett: 30%

 

Kontrollgruppe:

Protein: 18%

KH: 52%

Fett: 30%

6 Monate
Effect of a High-Protein Diet versus Standard-Protein Diet on Weight Loss and Biomarkers of Metabolic Syndrome: A Randomized Clinical Trial (2017)

 

um 1,9 % höherer Gewichtsverlust

um 2,3 % höherer Verlust an Taillenumfang

 

Protein: 1,34 g/kg/Tag

 

Kontrollgruppe:

Protein: 0,8 g/kg/Tag

6 Monate
A high protein diet (3.4 g/kg/d) combined with a heavy resistance training program improves body composition in healthy trained men and women – a follow-up investigation (2015) um 10 % höherer Verlust an Körperfettanteil Protein: 39%

KH: 34%

Fett: 27%

 

Kontrollgruppe:

Protein: 32%

KH: 37%

Fett: 31%

8 Wochen
Tipps über Produkte und Ernähungstrends

Kaffee-Wissen III

26. Juni 2020

Rösten des Kaffees

Um aus Rohkaffee trinkbaren Kaffee herzustellen, müssen die Bohnen geröstet werde. Die Röstung bestimmt neben der Ernte und Aufbereitung maßgeblich die Qualität und den Geschmack des Endproduktes. Der Röstvorgang bringt das Aroma und den Geschmack der grünen Rohbohnen hervor, da die Rohkaffeebohne vor der Röstung noch keines der gewünschten Merkmale von Kaffee verfügt, das heißt sie riecht „grün“, fast nach Wiese und besitzt noch eine weichere Konsistenz. Für das Rösten benötigt man ein ausgeprägtes Fachwissen, die nötige Technik, jahrelange Erfahrung und ein gewisses Fingerspitzengefühl um die perfekte Röstung zu gewährleisten.

Das Röstprofil

Das Röstprofil beschreibt die Kombination aus Temperaturanstieg und Röstdauer, die bei der Röstung angewendet wurden. Es ist somit sowohl der Grad und die Lokation der Erhitzung, als auch die abschließende Temperaturreduktion der Bohnen ersichtlich. Dieses Röstprofil muss je nach Bohnensorte angepasst werden und unterscheidet sich somit von Sorte zu Sorte, was zu unterschiedlichen Geschmacksausprägungen führt. Die Röstdauer beträgt zwischen 15 und 30 min, je nach verwendetem Röster und findet im Allgemeinen bei Temperaturen zwischen 180° und 250 °C statt.

Der Röstmeister definiert das zu verwendende Röstprofil und bestimmt damit zu einem hohen Grad, welche Geschmackseigenschaften des Kaffees am Ende betont werden. Die Art der Röstung und somit der Geschmack der Bohnen wird einerseits bestimmt durch die Herkunft, die Sorte und die Verarbeitung der Bohne sowie durch die Feuchtigkeit der Rohbohne, der im Röster befindlichen Röstmenge, dem Luftfluss und der Trommelumdrehung im Röster sowie von der Kühldauer.

Röster

Es gibt heute die unterschiedlichsten Formen von Kaffeeröstern wie zum Beispiel Trommel-, Druck-, Mikrowellen-, Wirbelschicht-, Strahlschicht-, Infrarot- und Zentrifugalröster sowie Sonderformen.

  1. Trommelröster arbeiten mittels Kontakt und Konvektion und sind eine der traditionellsten Rösterformen. Sie wurden für den Hausgebrauch entwickelt, um über dem Herdfeuer die Bohnen zu röten, da eine Rösttrommel letztendlich nur ein zylinderförmiger Apparat ist, welcher in Rotation versetzt wird. Die Kaffeebohnen werden mittels eingebauten Rührern durchmischt, während von außen über die Mantelfläche oder direkt mit Brenngas, welches durch die Trommel geleitet wird, erhitzt wird. Die Röstzeiten für Trommelröster liegen bei 10 – 30 min und es gibt sowohl Rösttrommeln für den Batch als auch für den kontinuierlichen Betrieb.
  2. Druckröster sind eine Weiterentwicklung der Trommelröster, bei denen die Kaffeebohnen in einer geschlossenen gasdichten Rösttrommel oder -kugel geröstet werden. Im Druckröster wird, durch das Schließen der Ventile in der heißen Phase eine Temperatur von über 180° C erzeugt und wegen der aus den Bohnen entweichenden Gase, ein Druck von ca. 600 kPa aufgebaut. Im Anschluss wird Kühlwasser in den Röster eingespritzt, wodurch der Druck auf 1000 kPa ansteigt, während die Temperatur unter 100° C sinkt. Diese Röster stellen besonders aromaschonend Kaffee mit einem höheren Wassergehalt her, wodurch der Masseverlust im Vergleich zu anders hergestelltem Röstkaffee geringer ist.
  3. Mikrowellenröster: hier werden die Kaffeebohnen zum Beispiel als Feststoffschüttung in ein Rohr befördert, in das zur Rötung der Bohnen die Mikrowellenstrahlung von oben eingeleitet wird, während die entstehenden Röstgase seitlich abgezogen werden.
  4. Strahlschichtröster sind spezielle Wirbelschichtröster, bei denen das heiße Gas mit hohen Geschwindigkeiten über eine kleine Eintrittsöffnung eingebracht wird, wodurch die Bohnen mitgerissen und nach oben geschleudert werden. Über die Strecke beginnt der Gasstrahl sich auszuweiten und verliert somit an Geschwindigkeit, weshalb die Kaffeebohnen wieder nach unten fallen. Die Durchmischung und der Wärmeübergang sind beim Strahlschichtröster noch größer als in der Wirbelschicht, wodurch der Röstprozess sehr schnell verlaufen kann.
  5. Infrarotröster: diese können entweder mit einer Infrarotstrahlungsquelle oder einem Heißluftstrom in einer Rösttrommel agieren. Die dabei verwendete rotierende Trommel ist perforiert und um sie herum sind mehrere Strahlungsquellen angeordnet.
  6. Zentrifugalröster arbeiten mit rotierenden Schalen in denen sich die Kaffeebohnen befinden, welche mittels Zentrifugalkraft zum Rand transportiert werden, wo sich ein fester Lamellenring befindet, der die Bohnen zurück in die Schale führt. Die erforderliche Röstwärme wird durch die Zuführung von Heißluft in den Apparat eingebracht.
  7. Festbettröster und ähnliche Bauarten sind Sonderformen von Röstern, die mit einer Partikelschüttung arbeiten, welche durch eine Misch- oder Rühreinrichtung bewegt wird. Zum Beispiel ein kontinuierlicher Kaffeeröster mit einer Förderschraube und hintereinander angeordneten Kammern, durch die das Röstgas strömt.

Man kann bei den Röstverfahren zwischen industrieller Röstung, bei denen die Wirbelschichtröster die größte Anwendung finden und Spezialröstungen mit Trommelröstern unterscheiden. Auch beim Selbströsten oder für Laboruntersuchungen kommen traditionell nur Trommelröster zum Einsatz. Aufgrund der kürzeren Röstzeiten sind in Wirbelschicht- und Strahlschichtröstern bessere Produktqualitäten erzielbar als in den Röstern die deutlich höhere Verweilzeiten benötigen. Je kürzer die Röstzeit und je höher die Rösttemperatur ausfallen, umso besser sollte die Qualität der gerösteten Kaffeebohnen sein, da der Ertrag der löslichen Extrakte auf dem Kaffeepulver steigt, die Geschmacksintensität zunimmt, der Kaffee weniger teerig ist und das Aroma vielfältiger und vollmundiger wird.

Der Röstvorgang

Zu allererst wird für den Röstvorgang der Röster erhitzt und anschließend mit Rohkaffee befüllt, wobei nach ein paar Minuten die Egalisierung einritt, bei der kurz etwas Hitze vom Röster genommen werden muss. Dies macht sich durch ein „Ploppen“ bemerkbar. Ab etwa 50° C beginnt die Bohne sich zu verändern, aber erst ab 60° – 70° C fängt sie an, Wasser zu verlieren, darum ist es äußerst wichtig, dass sich der Röster gleichmäßig dreht, um ein anbrennen der Bohnen zu vermeiden. Die erst Geruchsentwicklung und die Veränderung der Bohnenfarbe Richtung goldbraun beginnt bei etwa 100° C. Signifikant ist neben der Farb- und Geruchsveränderung der Geräuschwechsel, das heißt man kann die Veränderung der Bohnen im Röster hören. Zu Beginn ist ein dumpfer Ton während der Drehbewegung der Bohnen zu vernehmen und umso länger sie erhitzt werden, desto heller wird auch ihr Ton, da das enthaltene Wasser verdampft und die Bohne dadurch um 50 – 100 % an Volumen zunimmt, während sie gleichzeitig 10 – 20 % ihres Gewichts verliert. Die Geruchsintensität steigt mit der Dauer des Röstvorgangs immer mehr, während parallel der Ton heller wird und ein leichtes knacken einsetzt, die sogenannten „Cracks“, welche bei etwa bei 200° – 225° C stattfinden und an das Geräusch von platzenden Popcorn erinnern. Hat der Kaffee ein schönes samtiges braun erreicht, ist er fertig und muss sofort abgekühlt werden.

 

 

Da Kaffee zwischen 180° C und 250° C geröstet wird, kommt es während der Temperaturerhöhung zur Maillard-Reaktion zwischen den im Kaffee enthaltenen Zuckern und Eiweißverbindungen, wobei die genauen Reaktionspartner noch nicht identifiziert werden konnten. Diese beeinflussen sowohl den Geschmack, als auch die Textur und den Geruch, weshalb die Maillard-Reaktion für den angestrebten Röstgrad unbedingt beachtet werden muss. Um eine Klassifizierung des Kaffees zu erleichtern, werden die verschiedenen Röstgrade, in Abhängigkeit von der Rösttemperatur und somit in Bezug auf die entstehenden Farbnuancen der Bohnen unterschiedlich bezeichnet. Während des Röstprozesses kann man mittels Beobachtung der Bohnen eine deutliche Veränderung der Bohnenfarbe erkennen, welche von Gelb bis zu immer dunkler werdenden Brauntönen reicht. Zudem werden während des fortlaufenden Röstprozesses Öle auf der Oberfläche der Bohne sichtbar. Trotzdem ist eine rein optische Beurteilung nicht ausreichend exakt, weshalb eine Kombination aus Bohnentemperatur, Geruch, Farbe und Geräusch zur Kontrolle des Röstprozesses zum Einsatz kommt. Auch die Geräusche sind  ein wesentlicher Indikator über den Verlauf des Röstvorganges, wobei es zwei ausschlaggebende Temperaturgrenzwerte, die sogenannten „Cracks“ gibt die vom Röstmeister speziell beachtet werden müssen und die schlussendlich die Definition des Röstgrades bestimmen.

Man unterscheidet folgende Röstgrade: Die Zimtröstung, die bei 196° C auftritt und ihren Namen durch den sehr hellen Röstgrad erhält. Man röstet bis maximal zum ersten „Crack“, weshalb die Bohnen nur eine hellbraune, zimtfarbene Färbung aufweisen und noch betonte Säurenoten in der Bohne enthalten sind. Auf die Zimtröstung folgt die Neuengland Röstung bei 205° C mit moderater hellbrauner Farbe und komplexeren Säuren, gefolgt von der Amerikanischen Röstung bei 210° C die eine mittelbraune Bohnenfarbe erzeugt. Da der erste Crack bereits vollzogen wurde und somit bereits einige Gase abgegeben wurden ist die Amerikanische Röstung etwas süßer, vollmundiger und besitzt feinere Säurenoten als die hellen Röstgrade. Anschließend entsteht bei 219° C der City Roast mit einem mittleren Braunton der Bohnen und einem geschmacklich ausgewogener Körper und spürbare Säurenoten.

Darauf folgt der Full City Roast bei 225° C bei dem die Bohnen ein mittleres Dunkelbraun mit  Ölglanz vorweisen und es treten verstärkt Röstaromen des beginnenden zweiten Cracks hervor. Als nächstes folgt die Wiener Röstung bei 230° C die zu einem intensiven dunkelbraunem Farbton und dezent glänzenden Bohnen führt. Sie haben bittersüße Geschmacksnuancen mit leichten Karamellnoten, was zu einer unterdrückten Säurewahrnehmung beiträgt. Die daran anschließende Französische Röstung findet bei 240° C statt und führt zu dunkelbraunen, durch Öl glänzende Bohnen mit ausgeprägten Röstaromen und einer definierten Geschmackskomplexität mit einem süßen Körper voller Schokoladenoten. Der letzte mögliche Röstgrad wird als Italienische Röstung bezeichnet, die bei 245° C zu intensiv dunkelbraunen, fast schwarzen Farbtönen mit stark glänzenden Bohnen, durch den entstehenden Ölaustritt, führt. Dieser Röstgrad besitzt ausgeprägte Röstaromen und kaum spürbare Säuren.

Allgemein wird hierzulande die Wiener Röstung bevorzugt, da sie den Bohnen ein sattes, gleichmäßiges und samtenes Braun verleiht und alle vor der Röstung enthaltenen Säuren abbaut, wodurch sich die Aromastoffe voll entfalten können. Sobald bei der Röstung Öl aus den Bohnen austritt, ist die eigentlich zu dunkel geröstet, da dabei Aroma verloren geht und durch das Verbrennen des Öls bittere Geschmackstöne entstehen. Zudem kann bei den dunklen Röstgraden, also bei der Französischen und Italienischen Röstung, Acrylamid entstehen, welches im Verdacht steht, krebserregend und erbgutschädigend zu sein. Im Vergleich dazu hat dafür bei der Zimt- und der Amerikanischen Röstung die Bohne nicht genug Zeit im Röster, um ihr volles Aroma entwickeln zu können, wodurch der daraus gewonnene Kaffee leicht säuerlich schmeckt, da erst durch das Rösten Säuren und Bitterstoffe abgebaut werden.

Tipps über Produkte und Ernähungstrends

Kaffee-Wissen II

26. Juni 2020

Klassifizierungen und Bohnenfehler

Um die Bohnen und den daraus gewonnenen Kaffee nach seiner Qualität beurteilen zu können, werden Skalierungen benötigt, die als „Screen“ bezeichnet werden. Die bedeutendste für die spätere Röstung ist die Siebung, also die Größe der Bohnen, da das Röstergebnis umso schöner ist, je gleichmäßiger die Größe ist. Der Screen beginnt in der Regel mit 13 und endet mit 20, so ist zum Beispiel die Bezeichnung Screen 17/18 mit einer Bohnengröße von 7,5 mm gleichzusetzen. Zudem wird Arabica meistens mit Buchstaben beginnend mit AA, A, B,… definiert,  während die Qualität des Robusta vor allem in Zahlen ausgedrückt wird. Zusätzlich findet man die Bezeichnung „NY“ für die Anzahl der Fehler im Kaffee, wobei der Maximalwert als NY8 ausgedrückt wird. Bei NY treten nur vier Fehler pro 300 g Kaffee auf, bei NY2 wären es acht und bei NY3 zwölf Fehler. Die Deklaration von Fehlern (defects) kann dabei Bruchbohnen oder andere Fremdstoffe umfassen. Für Europa produzierter Kaffee darf maximal acht Fehler (NY2) auf 300 g aufweisen, während Kaffee, der für Amerika produziert wird, maximal 23 Fehler aufweisen darf.

Außerdem wird zwischen old crop, also Ernte auf früheren Saisonen und new crop, also der frischesten Ernte unterschieden sowie zwischen Kaffee, der durch nasse, halbtrockene oder trockene Aufbereitung erzeugt wurde. Zusätzlich wird noch zwischen den Verschiffungsarten und den Preiskategorien differenziert.

Anbau und Sorten

Auch durch den Anbau und die Bohnensorte kann Kaffee definiert werden. Dabei unterscheidet man zwischen:

  • HG (High Grown)
  • SHG (Strictly high grown)
  • Estate, Organic (OG)
  • SG (shadow grown)
  • WF (wild Forest)
  •  HB (hard bean)
  • SHB (Scrictly hard bean) und
  • PB (Peaberry)

HG bedeutet, dass die Anbauhöhe mindestens 1200 m betragen muss, während bei SHG eine Mindesthöhe von 1600 m vorgegeben ist, wodurch diese Bohnen härter sind, weshalb zwischen HB also harten Bohnen, die ab einer Höhe von 1200 m wachsen  und SHB, also noch härteren Bohnen, die ab 1600 m gedeihen, differenziert. Zudem gibt es noch Perlbohnen (PB), die als kleine, runde Bohnen, die wie Perlen aussehen, definiert sind. Unter Estate versteht man Kaffee, der auf einer einzigen Farm angebaut und verarbeitet wird. Biologischer Anbau (OG) bedeutet, dass die Plantagen, Händler und Röstereien genau kontrolliert werden, sodass alle Bestimmungen genau eingehalten werden müssen und keine Vermischung mit konventionellem Kaffee auftreten kann.

Unter Shadow Grown versteht man Kaffee, bei dem die Kaffeesträucher auf Bananenplantagen, im Schatten der Bananenbäume wachsen, während Wild Forest Kaffee kennzeichnet, der wild im Regenwald wächst.

 

 

Continue Reading

Ernährung & Gesundheit

Milch und Gesundheit

20. Juni 2020

Milch und Milchprodukte von Kühen und anderen Säugetieren wie Schafen oder Ziegen sind wichtige Komponenten der traditionellen westlichen Ernährung. Die empfohlene Aufnahmemenge für Kinder (ab 9 Jahren) und Erwachsene sind bis zu 3 Portionen täglich in Form von Milch, Käse, Joghurt oder anderen Milchprodukten. Diese Empfehlung liegt deutlich höher als die durchschnittliche Aufnahmemenge von 1,6 Portionen pro Tag. Die Empfehlung wurde so hoch angesetzt, um die Nährstoffempfehlung für Kalzium zu erreichen und das Risiko für Knochenbrüche zu reduzieren. Allerdings konnten gesundheitliche Benefits einer hohen Aufnahme von Milchprodukten bisher nicht wissenschaftlich bestätigt werden, und es gibt immer mehr Bedenken hinsichtlich möglicher negativer Effekte einer hohen Aufnahme. Aus diesem Grund muss die Rolle von Milchprodukten in der menschlichen Ernährung, vor allem hinsichtlich der Prävention und Entstehung von Erkrankungen, einer wissenschaftlich fundierten Betrachtungsweise unterzogen werden.

 

 

Zusammensetzung von Milch

Milch dient in erster Linie dazu, junge Säugetiere zu ernähren und sie in ihrem Wachstum zu unterstützen. Sie enthält dafür zahlreiche essentiellen Nährstoffe, aber auch diverse anabole Hormone. Um die Milchproduktion zu steigern, werden Kühe so gezüchtet, dass sie mehr IGF-I (Insulin-like Growth Factor-l) produzieren. Außerdem sind Mutterkühe die meiste Zeit trächtig, wodurch die Milch auch sehr viele Progestine, Östrogene und andere Hormone enthält. Wenn keine Muttermilch verfügbar ist, stellt Kuhmilch (als Basis von Säuglingsmilchnahrung für Kinder unter 1 Jahr) eine wichtige, nährstoffreiche Alternative dar. Trotzdem kann normales Wachstum und Entwicklung während der Kindheit auch ohne Milchprodukte erreicht werden, wenn auf die Qualität der Lebensmittel besondere Rücksicht genommen wird und bei Bedarf Supplemente wie Vitamin B12 und Vitamin D aufgenommen werden. Die Aufnahme von Milch unterstützt das Wachstum im Kindesalter aber zusätzlich. Ob nun spezifische Aminosäuren (vor allem die verzweigtkettigen Aminosäuren Leucin, Isoleucin und Valin), anabole Hormone oder andere Inhaltsstoffe der Milch dafür verantwortlich sind, ist nicht geklärt.

 

 

Knochengesundheit und Risiko für Knochenbrüche

Milch und Milchprodukte spielen – laut bisherigen Auffassungen – vor allem für die Kalziumversorgung und damit für die Knochengesundheit eine wichtige Rolle. Paradoxerweise zeigen wissenschaftliche Arbeiten, dass es in Ländern mit der höchsten Milch- und Kalziumaufnahme häufig auch hohe Zahlen an Hüftfrakturen gibt. Dieser Zusam­menhang scheint zwar nicht ursächlich und von Faktoren wie Vitamin D-Status oder ethnischer Herkunft beeinflusst zu sein, allerdings ist eine geringe Aufnahme von Milchprodukten auch häufig mit geringeren Raten für Knochenbrüche assoziiert.

Die Basis der US-Empfehlungen zum Milchkonsum leitet sich aus Studien hinsichtlich einer optimalen Kalziumversorgung ab. Dafür wurden allerdings nur 155 Erwachsene herangezogen, ihre Aufnahme und Ausscheidung von Kalzium ermittelt und daraus 741 mg pro Tag als Wert für das optimale Gleichgewicht zwischen Kalzium-Aufnahme und -Ausscheidung festgelegt. Neben der geringen Probandenzahl haben diese Studien aber auch andere Limitierungen wie eine kurze Dauer von nur wenigen Wochen sowie eine relativ hohe gewohnheitsmäßige Aufnahme von Kalzium bei den untersuchten Probanden.

 

 

Körpergewicht und Adipositas

Es gibt Hinweise dafür, dass Milch ein günstiger Einflussfaktor für die Gewichtskontrolle ist. Eine Meta-Analyse mit 29 randomisierten Studien zeigte keine günstigen Effekte von Milch und Milchprodukten auf das Körperge­wicht oder die Körperfettmasse. Nur ein hoher Konsum von Joghurt war mit einem geringeren Körpergewicht assoziiert. Zusammengefasst zeigen Erkenntnisse aus prospektiven Kohortenstudien und randomisierten klinischen Studien keine klaren Effekte der Aufnahme von Milch und Milchprodukten auf das Körpergewicht bei Kindern oder Erwachsenen. Das gilt auch für fettarme Milchprodukte.

 

 

Blutdruck, Fettstoffwechsel und kardiovasku­läre Erkrankungen

Aufgrund des relativ hohen Kaliumgehalts der Milch besteht die Annahme, dass ein hoher Milchkonsum zu einer Reduktion des Blutdrucks führen kann. Allerdings zeigen randomisierte Studien unterschiedliche Erkenntnisse, und der Effekt der Milch auf kardiovaskuläre Risikofaktoren ist immer abhängig vom jeweiligen Lebensmittel, mit dem die Milch in der Studie verglichen wird. In prospektiven Kohortenstudien waren weder Vollmilch- noch Magermilchprodukte signifikant mit Inzidenz oder Mortalität kardiovaskulärer Erkrankungen assoziiert.

 

 

Diabetes

Es gibt Hinweise dafür, dass ein hoher Konsum von Kuhmilch aufgrund der Kreuzreaktivität zwischen Milcheiweiß und Pankreasinsel-Zellen Auslöser für Diabetes Typ 1 sein kann. Wissenschaftliche Studien kommen zu sehr unterschiedlichen Ergebnissen. Nur ein hoher Konsum von Joghurt kann sich günstig auf das Risiko für Diabetes mellitus Typ 2 auswirken.

 

Krebs

In internationalen Studien ist der Konsum von Milchprodukten häufig positiv mit den Raten für Brustkrebs, Prostatakrebs und anderen Krebsarten assoziiert. Vor allem der Effekt des Milchkonsums auf IGF-1 als Prädiktor für Prostata- und Brustkrebs stellt einen plausiblen Mechanismus dafür dar. In prospektiven Kohortenstudien war ein hoher Milchkonsum mit einem erhöhten Risiko für Prostatakrebs, nicht aber mit einem erhöhten Risiko für Brustkrebs assoziiert. Ein hoher Konsum von Milchprodukten war außerdem in einer prospektiven Kohortenstudie mit einem erhöhten Risiko für Gebärmutterhalskrebs assoziiert. In Meta-Analysen zeigte sich zudem eine inverse Assoziation zwischen dem Milchkonsum und dem Risiko für Dickdarmkrebs.

 

 

Allergien und Intoleranzen

Eine Kuhmilchproteinallergie betrifft ca. 4 % aller Säuglinge und kann zu beachtlichen Ernährungsproblemen führen. Vereinzelte Beobachtungen weisen darauf hin, dass der Konsum von Milch die Neigung zu Atopie, Asthma, Ekzeme oder Nahrungsmittelallergien verstärken kann. In den letzten 10 Jahren hat sich gezeigt, dass Säuglinge mit einer Familiengeschichte für Atopie bei Aufnahme einer speziellen Säuglingsmilchnahrung mit hydrolysiertem Eiweiß ein geringeres Risiko für Allergien und Ekzeme haben. In einer doppel-verblindeten Crossover-Studie bei Kindern mit Kuhmilchintoleranz zeigten 44 von 65 Kindern einen deutlichen Rückgang der Symptome bei Verzicht auf Kuhmilch und alternativem Konsum von Sojamilch.

 

Gesamtmortalität, In einer Meta-Analyse mit 29 Kohortenstudien zeigte die Aufnahme von Milch (gesamt, Vollmilch und Magermilch) sowie die Gesamtaufnahme von Milchprodukten keine Assoziation mit der Gesamtmortalität. In einer 2019 erschienenen Analyse von 3 Kohortenstudien mit mehr als 30 Jahren Follow-Up war der Konsum von Vollmilch mit einer höheren Gesamtmortalität assoziiert, der Konsum von Magermilch und fettarmem Käse hingegen nicht. Beim Vergleich von wichtigen Eiweißquellen zeigte sich, dass der Konsum von Milchprodukten im Vergleich zu verarbeitetem rotem Fleisch und Eiern mit einer niedrigeren Mortalität assoziiert ist. Eine ähnlich hohe Mortalität ergibt sich im Vergleich mit unverarbeitetem rotem Fleisch, Geflügel und Fisch und eine höhere Mortalität zeigt sich im Vergleich zu pflanzlich basierten Eiweißquellen.

 

 

Zusammenfassung

Kuhmilch liefert eine komplexe Kombination aus wichtigen Makro- und Mikronährstoffen sowie wachstumsfördernden Inhaltsstoffen, die zu einer gesunden, menschlichen Ernährung beitragen können. Allerdings können alle diese Nährstoffe auch aus anderen Nahrungsquellen aufgenommen werden. Für Erwachsene gibt es daher keine wissenschaftlich fundierte Empfehlung für einen hohen, täglichen Konsum von Milch und Milchprodukten, um das Risiko für Knochenbrüche zu reduzieren.

Die günstigen oder negativen gesundheitlichen Effekte von Milch und Milchprodukten hängen immer davon ab, mit welchem Lebensmittel oder Getränk sie verglichen werden. Es zeigen sich gesundheitliche Vorteile verglichen mit verarbeitetem rotem Fleisch sowie gezuckerten Getränken, Nachteile hingegen verglichen mit pflanzlichen Eiweißquellen wie zum Beispiel Nüssen. Es gibt auch keine wissenschaftliche Evidenz für den Vorteil von Magermilch- im Vergleich zu Vollmilchprodukten.

Bei Kindern sind die Effekte eines hohen Konsums von Milch und Milchprodukten weniger klar, da Kinder einen höheren Nährstoffbedarf für Wachstum und Entwicklung haben. Wenn keine Muttermilch zur Verfügung steht, ist Kuhmilch in Säuglingsmilchnahrung eine wichtige Alternative.

Eine empfohlene Aufnahmemenge von Milch und Milchprodukten von 3 Portionen pro Tag erscheint keinesfalls gerechtfertigt. Die optimale individuelle Aufnahmemenge für Milch hängt von der Zusammensetzung und Qualität der gesamten Ernährung ab. Bei niedriger Aufnahme von Milch und Milchprodukten muss auf eine ausreichende Versorgung mit Kalzium und Vitamin D geachtet werden. Kalzium kann alternativ über Kohl, Brokkoli, Tofu, Nüsse, Bohnen und angereicherten Fruchtsaft aufgenommen werden. Vitamin D sollte bei unzureichender Sonnenexposition supplementiert werden.

Die empfohlene Aufnahmemenge von Milch und Milchprodukten müsste angepasst werden (z.B. 0 bis 2 Portionen pro Tag für Erwachsene erscheinen angemessen). Außerdem sollten Magermilchprodukte nicht besser dargestellt werden als Vollmilchprodukte und es wäre sinnvoll, den Konsum von stark gezuckerten Milchpro­dukten möglichst einzuschränken. (Quelle: Journal für Ernährungsmedizin, Juni 2020)

 

Durch die weitere Nutzung der Seite stimmst du der Verwendung von Cookies zu. Weitere Informationen

Die Cookie-Einstellungen auf dieser Website sind auf "Cookies zulassen" eingestellt, um das beste Surferlebnis zu ermöglichen. Wenn du diese Website ohne Änderung der Cookie-Einstellungen verwendest oder auf "Akzeptieren" klickst, erklärst du sich damit einverstanden.

Schließen